Dezember 2023
„Aiki ist schwierig in Worte zu fassen…folge nur dem Pfad des Himmels“ (O Sensei)
„Aikido…diese Richtung ist deutlich und jeder kann sie beschreiten“ (Tamura Sensei)
„Doch Du, mein Freund, du weißt genau, dass sie nichts anders als die Fußabdrücke eines Wanderers sind.“
(Khalil Gibran) … auch im Andenken an Anton.
Liebe Freude,
wieder neigt sich ein Jahr dem Ende zu und ein neues steht vor der Tür. Eine gute Zeit für Misogi, eine
Befreiung von den Verunreinigungen von Körper und Geist unter einem Wasserfall oder im Meer (oder
mangels beider, wenigstens unter der kalten Dusche) … Ich möchte hier nicht über das bedrückende
Weltgeschehen sprechen, Ihr verfolgt ja selbst die Nachrichten. Ich spreche lieber über unser Üben, denn wie
wir ja wissen, ist es sinnvoll bei uns selbst zu beginnen, wenn wir mit O Senseis Worten, ein Paradies auf Erden
schaffen möchten…oder auch nur, um sie wenigstens ein bisschen freundlicher zu gestalten.
Wenn wir unser begrenztes Dasein als Reise (Shugyô) verstehen wollen, was uns Studierende des Aiki-DO
leichtfallen sollte, können wir die kurze Phase zwischen Etsunen Geiko (Jahresabschied Geiko) und Keiko Hajime
(Jahresbeginn Geiko) nutzen, um das vergangene Jahr Revue passieren zu lassen und uns auf das Kommende
vorzubereiten. Was hat uns daran gefallen und was möchten wir erneut versuchen? Was hat uns nicht gefallen
und wie haben wir uns dazu verhalten? Entspricht das nicht auch der Idee des Keiko?
Dabei fällt mir ein, mein junggebliebener, alter Freund und Weggefährte fragt mich immer wieder einmal, so
auch dieses Jahr, „es gibt innen und außen…das Äußere hat eine Form, wie aber können wir das Innere
üben?“…mit meiner Antwort: „wir üben es ja gerade“ gibt er sich aber nie zufrieden und schimpft mit mir… ich
kann ihn gut verstehen. Nun, wie wir aus unserer Trainingserfahrung wissen, hängt inneres und äußeres
zusammen. D.h. wenn wir die Technik verbessern, entwickeln wir auch unsere inneren Optionen, die es uns
dann ermöglichen, in der Ausführung immer feiner zu werden und antizipierend zu agieren, sodass wir
wiederum die Technik transzendieren können. Alle Bewegungen finden dann ihre Natürlichkeit. Knochen,
Muskeln, Atmung und Gedanken behindern einander nicht mehr, sondern können sich gesammelt und frei mit
der Energie des Aite verbinden. Aber freilich, das Wissen darum ist noch nicht dessen Verwirklichung. Wirklich
gut können wir im besten Fall nur, was wir dem entsprechend üben.
So wie wir uns bemühen, unser Aikidoverständnis aus dem Dojo auch ins Leben zu übertragen, so können wir in
Routineprozessen des Alltags das Zusammenspiel von äußeren und inneren Faktoren ebenso trainieren.
Nehmen wir zum Beispiel das tägliche Kochen. Mit einem scharfen Messer und der richtigen Technik schneidet
sich die Karotte schnell und mühelos. Jedes Gericht das schmecken soll, braucht qualitätvolle Zutaten, eine
gute Mise on Place und das korrekte Timing der Zubereitung, wenn es gelingen soll…die Bewegungen in der
Küche sind flüssig, zweckgerichtet und achtsam…dann kann man ohne Mühe und Zeitverschwendung auch für
viele Leute nahrhafte und köstliche Speisen zubereiten. Ist das nicht auch eine Form von Hitori geiko?
Kommen wir noch einmal zurück, auf unser Keiko als „onko chishin geiko“ („revist the old, know the new“; M.
Hacker). Wir konnten heuer auf interessanten Seminaren unsere Erfahrungen teilen, uns am Lehrerlehrgang
über das Unterrichten (SHIDO 指導) austauschen und uns gemeinsam über die Fortschritte unserer Freunde
freuen. Dabei übersehen wir nicht, dass Erfolge im Sinne unseres Unterrichts immer auch Aufträge an uns sind;
schließlich erläutert Tamura Sensei zum Thema Hachidan „But nothing is ending here: Even the purest water
can become muddy when it enters into a swamp and thus you must never forget the mind of the beginner who
is taking his first step.” Und, beginnt nicht jede Reise mit dem ersten Schritt?
Begeben wir uns doch auch im Neuen Jahr wieder auf die spannende Reise des gemeinsamen Keiko und
machen wir unsere Welt zu einem erfüllteren Ort, indem wir uns durch die Freude am Training und unseren
gemeinsamen Fortschritt im Aikido weiterentwickeln. Ich wünsche Euch ein gutes Jahr 2024 und würde mich
freuen, legten wir wieder ein Stück des Weges gemeinsam zurück…auf bald,
Frank